Anne Engbert und Christoph Neukötter sind zwei leidenschaftlichen Brillenspezialisten und Designvermarktern aus dem Münsterland. Thomas Ritt, freiberuflicher Designer und Produktmanager von GERA Leuchten, hat ihnen einige Fragen gestellt.
„Erst wenn Brille und Gesicht sich finden,
entsteht eine neue Situation, eine Symbiose.“
Hallo Anne, hallo Christoph. Ihr betreibt seit vielen Jahren ein gehobenes und designorientiertes Brillen- und Schmuckgeschäft in Warendorf. Ich kenne Euch seit dem Kauf meiner ersten Lesebrille (face à face) und als Gast Eurer wunderbaren Bühne. Ihr präsentiert regelmäßig Kunst in Euren Auslagen und betreibt aus rein künstlerischer Leidenschaft zudem noch eine kleine private Bühne in der Innenstadt. Wie seid Ihr eigentlich auf die Lichtprodukte von GERA gestoßen? Und wie setzt Ihr sie in diesen Kontexten ein?
Anne/Christoph: Brillenläden sind für gewöhnlich dichte Wälder, in denen man „den Baum vor lauter Bäumen“ nicht erkennen kann. Unsere Idee: Wir gestalten Räume, in denen nur wenige, gut präsentierte Brillen auffallen. Statt dessen eine Bar, Kaffeeduft, harmonische Farben, schön designte Möbel. Wir gingen auf die Suche und fanden diese Lichtmöbel von GERA, ohne zu wissen, dass es so etwas überhaupt gibt, wir aber eigentlich genau das suchten. Ein Lichtbord, tragende Leuchten – Lichtmöbel! Das war neu für uns. Aber einmal entdeckt war es danach fast selbstverständlich für uns, auch unseren Theaterraum und unsere Privaträume mit Licht von GERA einzurichten. Der wunderschöne GERA Katalog war dabei übrigens sehr hilfreich und inspirierend.
Mit Eurer Firmenphilosophie positioniert Ihr Euch als Anbieter von ausgesuchten Markenprodukten. Ihr schätzt Künstler und Kreative, die Dinge anders machen, schöne Produkte, und die den Mut zeigen zur Avantgarde. Welche positiven Erfahrungen habt Ihr gemacht mit Marke, Mut, dem anders Gedachten und Gemachten, besonderer Gestaltung. Was bedeutet das für Euch persönlich, was für Eure Kunden und Gäste?
Mutig ist für uns, in unserer kleinen Stadt nicht nur die etablierten Marken, sondern auch unbekannte, aufstrebende Labels zu verkaufen. Experimentieren, weg von der Masse, hin zu den wirklich innovativen Brillendesignern, Independent-Labels. Wir fördern Erneuerer, anders denkende Produzenten, denen z.B. auch fairtrade und Nachhaltigkeit wichtig sind. Der Markt tickt in der Fläche doch so, dass heute die meisten das wollen, was die meisten wollen, bewährten Mainstream. Aber genügend Ausnahmen bestätigen glücklicherweise diese Regel. Deshalb denken und handeln wir eher selektiv – Qualität und Originalität vor Quantität. Das Besondere interessiert uns – wie GERA ja auch.
Wenn ein Kunde unseren Laden betritt, fühlt er sofort, ob er bei uns richtig ist. Einige möchten sich gerade in die überraschenden individuellen Details verlieben, wie z.B. in das Innenleben eines Oscar Magnuson Brillenbügels, der einer Feder nachgebildet ist. Wir mögen Künstler und Kreative, die besondere Ideen phantasievoll entwickeln, wir schätzen die, die diese Ideen dann gekonnt realisieren und fühlen uns insgesamt wie eine kulturelle Familie auch mit denjenigen, die daraus resultierende Produkte dann für sich entdecken und begeistert aufnehmen. Wie Goethe sagt: Du gleichst dem Geist, den du begreifst.
Eine verkaufte Brille bekommt ihr „zweites Leben im Gesicht“ Eurer Kunden – sagt Ihr auf Eurer Website. Was macht dieses „zweite Leben“ Eurer Brillen aus? Und wie bewähren sich Eure GERA Lichtmöbel in dieser wichtigsten Phase ihrer Existenz?
Eine Brille ist am Anfang reine Vision. Aus der Idee entstehen dann Form, Farbe, Größe und Material, auch die Funktionalität. Dann folgt der handwerkliche Teil. Ein Prototyp entsteht. Wird sie funktionieren? Wird der Markt sie annehmen oder ignorieren? Eine Brille in der Auslage ist nur wie die Hälfte einer Kugel. Unvollständig – Aristophanes lässt grüßen. Erst wenn Brille und Gesicht sich finden, entsteht eine neue Situation, eine Symbiose. Wenn das passiert, merken es alle Beteiligten.
GERA Lichtmöbel sind mittlerweile auch Teil unseres privaten Umfeldes. Unser GERA Wandregal – selbst ein Designobjekt – setzt eines unserer Gemälde mit seinem Licht überraschend und sehr gekonnt in Szene. Auch hier ein Zusammenspiel. Selbst der Künstler staunt! In unseren Verkaufsräumen helfen sie dem Suchenden zu finden. GERA lässt Dinge besonders präsent erscheinen und hilft, den Raum zu gliedern, Werte und Charakter zu illustrieren. Für uns echt stilbildende Elemente. Und da Licht, Optik und Sehen Geschwister sind, sich gegenseitig bedingen, konnten wir als Augenoptiker diese Lichtmöbel von GERA eigentlich gar nicht verfehlen, oder?
Klingt schlüssig. Ihr bevorzugt verantwortungsbewusst produzierte und fair gehandelte Produkte. Wie sieht für Euch der Markt für exklusive Designprodukte in Eurer Region aus? Online oder face to face? Was erwarten Eure Kunden von Euch? Was erwartet Ihr von Euren Produzenten?
Das Letzte zuerst: Wir erwarten von unseren Produzenten, Lieferanten, Handwerkern und Designern genau das, was wir unseren Kunden geben wollen: Nähe, Kompetenz, Innovationskraft, Originalität und Leidenschaft. Und als Optiker-Marke in unserer Kleinstadt kaufen und verkaufen wir nach Möglichkeit alles regional, bewusst biologisch. Das gilt für unseren eigenen Konsum, wie für unsere Ware, den Schmuck und die Brillen, die meist in Europa unter fairen Bedingungen produziert und transportiert werden. Und wenn möglich, gilt das natürlich auch für Möbel- und Designprodukte. Klar. GERA passt als deutscher Hersteller mit seinen kurzen Lieferwegen und geringen Lieferzeiten für uns perfekt in diese Reihe.
Ihr seid beide kulturell sehr engagiert. Eure kleine Bühne im Erdgeschoss Eures Hauses lockt regelmäßig viele kreative Freunde und Besucher nach Warendorf. Design, Kunst, Musik, Theater – was verbindet Eurer Meinung nach diese Disziplinen und welches Potenzial haben sie für unseren Alltag?
Betrete ich einen Raum, sind es nur ein paar Sekunden, die darüber entscheiden, ob ich mich wohlfühle oder nicht. Für uns gibt es fünf Faktoren: Licht, Temperatur, Geruch, Musik/Lautstärke, und – wie werde ich begrüßt? Vieles wirkt unterbewusst aber es wirkt. Räume sind Lebensräume!
Was die Disziplinen miteinander verbindet? Es ist immer der Mensch. Wir selbst sind die Protagonisten in unserem Leben. Wir lassen uns ein auf Personen, auf Gedanken und Situationen. Wir selbst sind es, die unseren Lebensfluss gestalten, gut oder weniger gut. Wir richten uns ein – im Wortsinn – entwickeln Positionen und Perspektiven. Wir vertiefen Freundschaften, bekommen ein immer feineres Gespür für das, was uns gut tut. Erlebnisse prägen uns, Menschen fordern uns, lieben und verletzen uns. So entsteht Persönlichkeit. Wir selbst entscheiden uns in unserer Lebenszeit, wohin wir uns wenden. Was wir tun und wie wir es tun. Design, Kunst, Musik, Literatur, Theater, Wissenschaft … all das ist Teil und Ausdruck unserer eigenen Lebendigkeit und unserer besonderen Identität.
Liebe Anne, lieber Christoph, ich bedanke mich herzlich für dieses Gespräch.