GERA-Magazin > GERA Leuchten im Gespräch
08.2018 | face à face

face à face mit Anne Engbert & Christoph Neukötter

von Thomas Ritt, Produktdesigner / Fotos: Matthias Schrumpf

„Erst wenn Brille und Gesicht sich finden,
entsteht eine neue Situation, eine Symbiose.“

Anne Engbert & Christoph Neukötter

Hallo Anne, hallo Christoph. Ihr betreibt seit vielen Jahren ein gehobenes und design­orientiertes Brillen- und Schmuck­geschäft in Warendorf. Ich kenne Euch seit dem Kauf meiner ersten Lese­brille (face à face) und als Gast Eurer wunder­baren Bühne. Ihr präsentiert regel­mäßig Kunst in Euren Aus­lagen und betreibt aus rein künstler­ischer Leiden­schaft zudem noch eine kleine private Bühne in der Innen­stadt. Wie seid Ihr eigentlich auf die Licht­produkte von GERA gestoßen? Und wie setzt Ihr sie in diesen Kontexten ein?

Anne/Christoph: Brillenläden sind für gewöhnlich dichte Wälder, in denen man „den Baum vor lauter Bäumen“ nicht erkennen kann. Unsere Idee: Wir gestalten Räume, in denen nur wenige, gut präsen­tierte Brillen auf­fallen. Statt dessen eine Bar, Kaffee­duft, harmonische Farben, schön designte Möbel.  Wir gingen auf die Suche und fanden diese Licht­möbel von GERA, ohne zu wissen, dass es so etwas überhaupt gibt, wir aber eigent­lich genau das suchten. Ein Licht­bord, tragende Leuchten – Licht­möbel! Das war neu für uns. Aber einmal entdeckt war es danach fast selbst­verständlich für uns, auch unseren Theater­raum und unsere Privat­räume mit Licht von GERA einzurichten. Der wunder­schöne GERA Katalog war dabei übrigens sehr hilfreich und inspirierend.

Mit Eurer Firmen­philosophie positioniert Ihr Euch als Anbieter von ausgesuchten Marken­produkten. Ihr schätzt Künstler und Kreative, die Dinge anders machen, schöne Produkte, und die den Mut zeigen zur Avant­garde. Welche positiven Erfahrungen habt Ihr gemacht mit Marke, Mut, dem anders Gedachten und Gemachten, besonderer Gestaltung. Was bedeutet das für Euch persönlich, was für Eure Kunden und Gäste?

Mutig ist für uns, in unserer kleinen Stadt nicht nur die etablierten Marken, sondern auch unbekannte, aufstrebende Labels zu verkaufen. Experimentieren, weg von der Masse, hin zu den wirklich inno­vativen Brillen­designern, Independent-­Labels. Wir fördern Erneuerer, anders denkende Produzenten, denen z.B. auch fair­trade und Nachhaltig­keit wichtig sind. Der Markt tickt in der Fläche doch so, dass heute die meisten das wollen, was die meisten wollen, bewährten Main­stream. Aber genügend Ausnahmen bestätigen glücklicher­weise diese Regel. Deshalb denken und handeln wir eher selektiv – Qualität und Originalität vor Quantität. Das Besondere interessiert uns – wie GERA ja auch. 

Wenn ein Kunde unseren Laden betritt, fühlt er sofort, ob er bei uns richtig ist. Einige möchten sich gerade in die über­raschenden indivi­duellen Details verlieben, wie z.B. in das Innen­leben eines Oscar Magnuson Brillen­bügels, der einer Feder nachgebildet ist. Wir mögen Künstler und Kreative, die besondere Ideen phantasie­voll entwickeln, wir schätzen die, die diese Ideen dann gekonnt reali­sieren und fühlen uns insgesamt wie eine kulturelle Familie auch mit den­jenigen, die daraus resul­tierende Produkte dann für sich entdecken und begeistert aufnehmen. Wie Goethe sagt: Du gleichst dem Geist, den du begreifst.

Eine verkaufte Brille bekommt ihr „zweites Leben im Gesicht“ Eurer Kunden – sagt Ihr auf Eurer Website. Was macht dieses „zweite Leben“ Eurer Brillen aus? Und wie bewähren sich Eure GERA Lichtmöbel in dieser wichtigsten Phase ihrer Existenz?

Eine Brille ist am Anfang reine Vision. Aus der Idee entstehen dann Form, Farbe, Größe und Material, auch die Funktiona­lität. Dann folgt der handwerkliche Teil. Ein Proto­typ entsteht. Wird sie funktionieren? Wird der Markt sie annehmen oder ignorieren? Eine Brille in der Auslage ist nur wie die Hälfte einer Kugel. Unvollständig – Aristo­phanes lässt grüßen. Erst wenn Brille und Gesicht sich finden, entsteht eine neue Situation, eine Symbiose. Wenn das passiert, merken es alle Betei­ligten.

GERA Licht­möbel sind mittler­weile auch Teil unseres privaten Umfeldes. Unser GERA Wandregal – selbst ein Design­objekt – setzt eines unserer Gemälde mit seinem Licht über­raschend und sehr gekonnt in Szene. Auch hier ein Zusammen­spiel. Selbst der Künstler staunt! In unseren Verkaufs­räumen helfen sie dem Suchenden zu finden. GERA lässt Dinge besonders präsent erscheinen und hilft, den Raum zu gliedern, Werte und Charakter zu illustrieren. Für uns echt stil­bildende Elemente. Und da Licht, Optik und Sehen Geschwister sind, sich gegen­seitig bedingen, konnten wir als Augen­optiker diese Licht­möbel von GERA eigentlich gar nicht verfehlen, oder?

Klingt schlüssig. Ihr bevorzugt verantwortungs­bewusst produzierte und fair gehan­delte Produkte. Wie sieht für Euch der Markt für exklusive Design­produkte in Eurer Region aus? Online oder face to face? Was erwarten Eure Kunden von Euch? Was erwartet Ihr von Euren Produzenten?

Das Letzte zuerst: Wir erwarten von unseren Produ­zenten, Lieferanten, Hand­werkern und Designern genau das, was wir unseren Kunden geben wollen: Nähe, Kompetenz, Innovationskraft, Originalität und Leiden­schaft. Und als Optiker-­Marke in unserer Klein­stadt kaufen und verkaufen wir nach Möglich­keit alles regional, bewusst biologisch. Das gilt für unseren eigenen Konsum, wie für unsere Ware, den Schmuck und die Brillen, die meist in Europa unter fairen Beding­ungen produziert und trans­portiert werden. Und wenn möglich, gilt das natürlich auch für Möbel-­ und Design­produkte. Klar. GERA passt als deutscher Hersteller mit seinen kurzen Liefer­wegen und geringen Liefer­zeiten für uns perfekt in diese Reihe.

Ihr seid beide kulturell sehr engagiert. Eure kleine Bühne im Erd­geschoss Eures Hauses lockt regel­mäßig viele kreative Freunde und Besucher nach Waren­dorf. Design, Kunst, Musik, Theater – was verbindet Eurer Meinung nach diese Diszi­plinen und welches Poten­zial haben sie für unseren Alltag?

Betrete ich einen Raum, sind es nur ein paar Sekunden, die darüber entscheiden, ob ich mich wohl­fühle oder nicht. Für uns gibt es fünf Faktoren: Licht, Temperatur, Geruch, Musik/Lautstärke, und – wie werde ich begrüßt? Vieles wirkt unter­bewusst aber es wirkt. Räume sind Lebens­räume! 

Was die Diszi­plinen miteinander verbindet? Es ist immer der Mensch. Wir selbst sind die Prota­gonisten in unserem Leben. Wir lassen uns ein auf Personen, auf Gedanken und Situa­tionen. Wir selbst sind es, die unseren Lebens­fluss gestalten, gut oder weniger gut. Wir richten uns ein – im Wortsinn – entwickeln Positionen und Pers­pek­tiven. Wir vertiefen Freund­schaften, bekommen ein immer feineres Gespür für das, was uns gut tut. Erleb­nisse prägen uns, Menschen fordern uns, lieben und verletzen uns. So entsteht Persönlich­keit. Wir selbst entscheiden uns in unserer Lebens­zeit, wohin wir uns wenden. Was wir tun und wie wir es tun. Design, Kunst, Musik, Literatur, Theater, Wissen­schaft … all das ist Teil und Aus­druck unserer eigenen Lebendig­keit und unserer besonderen Identität.

Liebe Anne, lieber Christoph, ich bedanke mich herzlich für dieses Gespräch.